Pfarrkirche St. Pelagius in Hochsal
Sanierung / Renovierung
Unsere Zimmerei hat mit ihren knapp 20 Mitarbeitern seit 1964 schon diverse Holz-Projekte realisiert – aber keines war so herausragend und spannend, wie die Sanierung des aus massiven Eichenholz bestehenden Glockenstuhls der Hochsaler Pfarrkirche „Alter Hotz“. Viele Monate Arbeit, viel Schweiß, viel Mühe und vor allem sehr viel handwerkliches Können waren notwendig, um mit unserem familiären sowie eingespielten Team den maroden Turm behutsam zu restaurieren und für die nächsten Jahrzehnte zu sichern. Diese verantwortungsvolle Aufgabe absolvierten unsere Meister, Gesellen und Lehrlinge mit Bravur – und vor allem mit viel Herzblut. Aufsehen erregte die Fertigstellung auch in der Presse und unsere Arbeit wurde von begeisterten Besuchern am Tag der offenen Tür in Augenschein genommen. Diese kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Die Sanierung
Seit langer Zeit wird der markante Turm der Hochsaler Pfarrkirche „Alter Hotz“ genannt. Aber nicht nur der Turm, sondern auch die dazugehörige 936 Jahre alte Kirche hat ihre besonderen Geschichten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden der Turm und der dazu gehörige Glockenstuhl mehrmals umgebaut und erhöht, was man im Innern an den Kirchturmmauern und auch am Glockenstuhl selbst ganz deutlich erkennen kann. Der Zahn der Zeit und vor allem das eindringende Regenwasser machte dem Glockenstuhl und dem Gebälk sehr zu schaffen. Die vorhandene Eichenkonstruktion der Deckenbalken und des Glockenstuhls zeigten sehr starke Verfaulungen und auch extreme Verformungen, sodass die große Glocke bis zur Sanierung aus Sicherheitsgründen abgeschaltet wurde, um größere Schäden zu vermeiden. Ein wahrlich schlechter Zustand also, von dem sich unsere bis in die Haarspitzen motivierten Zimmermänner aber nicht abschrecken ließen.
Im Juli 2014 starteten wir mit der Reinigung des Glockenstuhls, der Geschossdecken, Treppen und Balken im Inneren des Turmes. Der über Jahrzehnte hinweg angesammelte Tauben- und Vogelkot musste unter Einhaltung der Vorschriften entfernt und entsorgt werden. Im Dachgeschoss wurden Gitter-Hilfsträger eingebaut, an denen die 4 bis zu 1,2 Tonnen schweren Glocken aufgehängt wurden. Der komplette Glockenstuhl wurde schließlich dokumentiert und auf Papier und in unzähligen Bildern festgehalten. Jeder Balken wurde, sofern er noch nicht „scharf gezeichnet“ war, mit dem Stemmeisen scharf gezeichnet. Nachdem alles genau markiert und aufgenommen war, konnte mit der Demontage des Glockenstuhls begonnen werden. Eine sehr große Herausforderung war der Transport, da der Einstieg und die Materialbühne 27 Meter hoch über dem Boden lagen und sich ein geeigneter Standort für den Kranwagen erst 30 Meter weit weg, im Pfarrgarten befand. Doch auch diese herausfordernde Aufgabe hat unser Team mit Bravour gemeistert.
Alle Balken mussten mit Hilfswinden im Turm nach oben gezogen und mit Rollen auf der Gerüstplattform abgelegt sowie von einem 180 Tonnen Autokran nach unten gelassen werden. In unserer Zimmerei wurden die Hölzer sortiert, wobei im Turm zeitgleich die Arbeiten an den Deckenbalken begannen. Hierfür hoben wir das Gebälk in den beiden Stockwerken unter der Glockenstube ungefähr 20 cm an und verkeilten es, sodass an den Pfosten, Unterzügen und Streben gearbeitet werden konnte. Schnell war klar, dass auch diese Hölzer komplett ausgebaut werden mussten, da die Holzbalken darunter in den Wandauflagern abgefault waren. Erst jetzt wurde langsam das enorme Ausmaß der Schäden und der damit notwendigen Arbeiten im Turm sichtbar. Alle Balkenköpfe wurden mit Hilfe von Überblattungen angeschiftet, mit spezieller Folie umwickelt und wieder eingemauert.
Der Schwellenkranz wurde zum Teil erneuert, da er stark verfault und schon extrem verformt war. Die angefaulten Pfosten und Streben erhielten Prothesen; somit wurden auch hier die verfaulten Enden abgeschnitten und mit Überblattungen angesetzt.
In der Zimmererwerkstatt waren die Arbeiten am Glockenstuhl in vollem Gange. Er wurde Stück für Stück mit viel Geschick und Präzision wieder zusammengebaut, wobei auch hier die schadhaften Hölzer zuvor angesetzt beziehungsweise erneuert wurden. Zum Ansetzen der Hölzer durch aufwendige Holzverbindungen (Blätter, Überblattungen, Hakenblätter, schräge Hakenblätter) wurden die Maße der Balken in der zimmereieigenen modernen Abbundanlage einprogrammiert und millimetergenau zugeschnitten. In diesem Zuge wurde die dritte Kammer des Glockenstuhls vergrößert, denn in dieser Kammer werden zukünftig zwei Glocken läuten. In akribischer Kleinarbeit wurden die Zapfen und Versatze nachgearbeitet und millimetergenau angepasst, sodass die Standsicherheit des Glockenstuhls wiederhergestellt werden konnte und dieser die Schwingungen der Glocken abfangen kann. Die neu eingesetzten Prothesen und Balken wurden dann von Hand mit dem Breitbeil nachbehauen. Somit bauten wir den Glockenstuhl in der Zimmererwerkstatt komplett zusammen und passten jedes Holz ganz genau ein.
Im Glockenstuhl selber arbeiteten sich die Mitarbeiter der Zimmerei Denz Etage für Etage nach oben. Hierbei wurde immer gleich der Bodenbelag, bestehend aus 40 mm / 58 mm starken Fi/Ta Nut- und Federbohlen, verlegt und befestigt. Sämtliche Verbindungselemente mussten aus rostfreiem Edelstahl sein. Nachdem die Pfosten, Streben und Unterzüge ausgerichtet und wieder eingebaut waren, wurde die obere Balkenlage wieder gesenkt und darauf befestigt. Auch hier mussten zwei Balken, die enorme Schäden durch den über Jahrzehnte hinweg eingedrungenen Regen erlitten hatten, ausgewechselt beziehungsweise angesetzt werden. Der Boden im Glockenstuhl wurde aus 58 mm starken Fi/Ta-Nut- und Federbohlen gefertigt.
Zeitgleich waren die Arbeiten im Turm und am Glockenstuhl soweit, dass der Glockenstuhl in der Zimmererwerksatt in all seine Einzelteile zerlegt und somit im Turm wieder montiert werden konnte. Stück für Stück wurde der Glockenstuhl zusammengebaut entfaltete sich wieder zu einer wahren Augenweide. Schließlich mussten noch zwei Treppen und die beiden über dem Glockenstuhl liegenden Bodenbeläge eingebaut werden. Das Projekt war abgeschlossen – ein Tag, der uns mit Stolz erfüllte, aber auch fast ein wenig traurig stimmte. Denn die sich über Monaten erstreckenden Arbeiten bereiteten dem Team viel Spaß, war es doch eine nicht alltägliche und wirklich besondere Aufgabe. Schließlich sind wir über den Projektzeitraum noch ein Stück mehr zu einer Familie zusammengewachsen, deren Herz zusammen vor allem für eines schlägt: unseren edlen Baustoff Holz. Und so war auch Geschäftsführer Christian Denz vollends begeistert: „Als ich den Glockenstuhl das erste Mal in fertigem Zustand und mit den hängenden Glocken sah, ging mir das Herz auf, meine Augen leuchteten und ich war stolz, ein Zimmerer zu sein“.
Das Projektteam
Sorgt immer für einen reibungslosen Ablauf und die Einhaltung zugesagter Termine. Hier sehen Sie einen Teil unsere Mitarbeiter, die an dem Projekt arbeiteten.

Peter Kaiser
Zimmerei Denz
Christian Denz
Zimmerei Denz
Sven Landmann
Zimmerei Denz
Christian Riehm
Zimmerei Denz
Stefan Bartholome
Zimmerei DenzSehen Sie selbst
Wir haben für Sie ein paar Bilder zusammengestellt, die unser Projekt in verschiedenen Bauphasen zeigen.
Details zum Projekt
Alle Daten und Fakten zu dem Bauprojekt auf einen Blick.
Ausführung | Juli 2014 bis März 2015 |
Baudatum (Turm) | 1081 |
Abmessungen | Turm – 9 x 9 m Glockenstuhl – 6 x 6 m |
Turmhöhe | 38m |
Lage Glockenstuhl | 27m |
Glocken | 4 Stück – die größte mit 1200 kg |
Holzkonstruktion | Massive Eiche (Glockenstuhl und Gebälk) |
Querschnitte | 25/25 bis max. 34/54 cm |
Verbautes Holz | Eiche ca. 15,5 m³ Fi/Ta ca. 6,00 m³ |
Stahlteile | ca. 3120 kg |